Dienstag, 9. April 2019

FJS - ein bayerischer Europäer


Franz Josef Strauß


Franz Josef Strauß (* 6. September 1915 in München; † 3. Oktober 1988 in Regensburg) war ein deutscher Politiker der CSU, deren Vorsitzender er von 1961 bis zu seinem Tod war.
Strauß gehörte der Bundesregierung als Bundesminister für besondere Aufgaben (1953–1955), Bundesminister für Atomfragen (1955–1956), Bundesminister der Verteidigung (1956–1962) und Bundesminister der Finanzen (1966–1969) an. Von 1978 bis 1988 war er bayerischer Ministerpräsident, scheiterte bei der Bundestagswahl 1980 aber als Kanzlerkandidat der Unionsparteien gegen den amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Strauß unterhielt enge Verbindungen zur Industrie und gehörte zu den Hauptinitiatoren bei der Gründung des Unternehmens Airbus




Zum Stellenwert europäischer Politik:

Wie aus der vorausgegangenen Analyse klargeworden sein dürfte, räume ich der Europapolitik Vorrang ein, weil ihr Erfolg oder Misserfolg letztlich unser Schicksal - sowohl in bezug auf unsere Sicherheit als auch in bezug auf unser nationales Problem - entscheidet. Franz Josef Strauß: Herausforderung und Antwort. 
Ein Programm für Europa. Stuttgart 1968, S.223.

Über die Lösung der deutschen Frage: 

Wir brauchen in Deutschland eine handlungsfähige Regierung, die in der Lage ist, das große Europakonzert in Gang zu setzten. Wiedervereinigung der gespaltenen deutschen Nation und die Teilung Europas sind keine voneinander zu trennenden Probleme. ...... Das stellt aber Bonn vor die Notwendigkeit, die Rangfolge seines außenpolitischen Handelns darauf abzustellen, dass ein politisch geeintes Westeuropa in einer neugestalteten atlantischen Verbindung die Vorbedingung für eine Wiedervereinigung darstellt. 
Franz Josef Strauß: Entwurf für Europa. Stuttgart 1966, S.162. 

Zur besonderen Beziehung mit Frankreich: 

Eines ist sicher: ein europäischer Zusammenschluss kann nicht ohne deutsch-französische Einigung zustande kommen. Kein Einvernehmen zwischen London und Bonn, zwischen London und Rom, Bonn und Rom oder Bonn und Madrid kann die Einigkeit zwischen Paris und Bonn ersetzen. .... Ich habe General de Gaulle schon öfters als eine Mischung von Jeanne d'Arc und einem politischen Kosmonauten bezeichnet. Nicht zuletzt an uns Deutschen liegt es, die in die Zukunft weisenden Aspekte der französischen Politik zu fördern, in dem wir uns für eine europäische Verteidigungsgemeinschaft, für eine westeuropäische Aktionsgemeinschaft gegenüber dem Osten und für eine gemeinschaftliche Politik gegenüber der Dritten Welt einsetzen. Weichen wir Frankreich nicht aus, sondern gehen wir auf Paris zu, um mit ihm gemeinsam den Weg zur europäischen Einheit einzuschlagen! 
Franz Josef Strauß: Entwurf für Europa. Stuttgart 1966, S.131, 136 






Über die Absichten sowjetischer Politik - heute russischer Politik in Westeuropa: 

Solange Westeuropa jedoch seine Einheit noch nicht gewonnen hat, solange wird Moskau eine andere Politik treiben: Es wird versuchen die Franzosen davon zu überzeugen, dass eine deutsch-französische Zusammenarbeit gefährlich sei und dass Paris besser daran täte sich den deutschen Partner vom Hals zu schaffen und zur historischen Allianz mit Moskau, Warschau und Prag zurückzukehren, im übrigen selbstverständlich den Abzug der Amerikaner aus einem dann für Neutralisierung reifen Europa zu unterstützen. 
Franz Josef Strauß:, Herausforderung und Antwort. Ein Programm für Europa. Stuttgart  1968, S.124

Zur politischen Organisation Europas: 

Entweder wird aus Europa eine Föderation, in der die Grundsätze der freien Gesellschaft und der Partnerschaft mit Amerika ihre Gültigkeit haben, oder es wird zu einer kollektivistischen Gesellschaft in Abhängigkeit von der Sowjetunion. Sicher ist einzig, dass das in Nationalstaaten aufgesplitterte europäische Potenzial auf die Dauer nicht politisch im luftleeren Raum schweben kann. 
Franz Josef Strauß: Entwurf für Europa. Stuttgart 1966, S.78f 

 Über die gesamteuropäische Konzeption: 

Ein geeintes Westeuropa soll die Vorstufe zu den Vereinigten Staaten von Europa sein, zu dem ich auch alle Völker Mittel- und Osteuropas rechnen möchte. Das vereinigte Europa sollte die Position einer eigenständigen Macht zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion einnehmen und somit im weltpolitischen Kräftespiel das übergewicht der freien Gesellschaft sichern. .... Aber all das setzt erst einmal auf westeuropäischer Seite eine koordinierte Politik voraus. Die gesamteuropäische Konzeption, so konzedierte Strauß im Jahre 1966, „wird sich nur verwirklichen lassen, wenn sie von einer soliden westeuropäischen Grundlage aus betrieben wird. 
Franz Josef Strauß: Entwurf für Europa. Stuttgart 1966, S26f, 43 


Zur Frage einer nationalen Identität in Europa: 

Würden sich die europäischen Völker in einem Schmelztiegel ‚chemisch‘ verändern und sich einem Prozess der Uniformierung unterziehen lassen, so liefe das wohl eher auf einen inneren Vitalitätsverfall als auf die erwünschte Potenzierung durch gemeinsame Kräfteentfaltung hinaus. Darum müssen die Völker in vollem Bewusstsein ihrer guten Traditionen und ihres im Schoße der Gruppe entstandenen Könnens behutsam in ein Gemeinschafts-Europa hineinwachsen. Unsere Vorstellung ist dabei ein Europa der Nationen, das mit Überwindung seiner staatlichen Zerrissenheit zum größeren Vaterland geworden ist. Der Begriff der Völkerfamilie, der einen bestimmten Grad der Unversehrtheit der Individualität ihrer Mitglieder voraussetzt, sollte daher unbedingt das Leitbild für alle kooperativen und integrierenden Bestrebungen in Europa bleiben. Nur ein ausgeprägter Föderalismus kann der wahren Bedeutung der Nationen in einem vereinten Europa gerecht werden. 
Franz Josef Strauß:, Herausforderung und Antwort. Ein Programm für Europa. Stuttgart  1968

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