Die heutigen deutsch-französischen Beziehungen sind das Ergebnis der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg. In den Jahrhunderten zuvor gab es mehrere (teils jahrzehntelange) Phasen, in denen diese Beziehungen versteckt oder offen feindselig waren. Im Blick auf diese Vergangenheit wurde und wird oft der Begriff „deutsch-französische Erbfeindschaft“ verwendet.
Sie war geprägt von revolutionären Unruhen (1830, 1848), von der Frage der Deutschen Einigung, der Einverleibung von Elsaß-Lothringen in den 1871 gegründeten ersten deutschen Nationalstaat sowie von Phasen heftiger Konkurrenz um die Hegemonie in Kontinentaleuropa während der Zeitspanne vom Krieg 1870/71 über den Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg. Erst nach diesem verheerenden letzten Krieg konnte die „deutsch-französische Erbfeindschaft“ überwunden werden. Sie wich der deutsch-französischen Freundschaft und der europäischen Integration, welche einen neuen Krieg unnötig und unmöglich machen soll. Bis heute finden sich die europäischen Kernstaaten Frankreich und Deutschland unter den engagiertesten Befürwortern einer weiteren EU-Integration, weshalb sie manchmal als „deutsch-französischer Motor“ bezeichnet werden.
Deutschland und Frankreich sind die beiden EU-Staaten, die in Medien häufig als der „Motor“ der europäischen Einigung bezeichnet wurden. Staatsmänner beider Länder haben teilweise weitreichende Ideen zur europäischen Einigung vorgelegt. Seit der Europa-Erklärung von Jean Monnet und Robert Schuman am 9. Mai 1950 sind Frankreich und Deutschland treibende Kräfte der europäischen Integration. Als Orte, die die wichtigsten europäischen Institutionen beherbergen, wurden mit Brüssel, Luxemburg und Straßburg Städte ausgewählt, die nahe an der französisch-germanischen Sprachgrenze liegen.
Als nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland von ihr ein verteidigungspolitischer Beitrag erwartet wurde, wollte Adenauer nur unter der Bedingung Streitkräfte schaffen, dass diese nicht der alleinigen nationalen deutschen Kontrolle unterstehen. Auf Vorschlag des französischen Ministerpräsidenten wurde 1952 die Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG) gegründet, in welcher es eine europäische Armee mit einem deutschen Kontingent gegeben hätte. Nachdem der deutsche Bundestag wie auch andere Staaten den Vertrag ratifiziert hatten, scheiterte dieser letztendlich an der französischen Nationalversammlung. Die Folge war die Aufstellung einer rein deutschen Bundeswehr und der Beitritt der Bundesrepublik zur NATO 1955.
Durch die starke Stellung des französischen Staatspräsidenten in der Fünften Republik seit 1958, insbesondere seine Richtlinienkompetenz in der Außenpolitik, ist dieser der natürliche politische Gesprächspartner des deutschen Bundeskanzlers.
Seit dem Beginn der deutsch-französischen Kooperation haben sich jeweils „Paare“ aus den Staats- bzw. Regierungschefs der beiden Länder gebildet, die zum Teil große Fortschritte für Europa sowie die deutsch-französischen Beziehungen durchgesetzt haben. Gemeinsam mit Italien und den Benelux-Staaten gründeten Deutschland und Frankreich 1952 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS oder Montanunion).
Weitere Integrationsschritte gehen wesentlich auf deutsch-französische Initiativen zurück.
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