Wie sich doch die Perspektiven ändern, je weiter man von Deutschland entfernt ist. Vielleicht sollten wird uns dies immer vor Augen führen. Das was wir glauben, dass es für uns gut ist, muss für andere noch lange nicht gut sein. Das gilt für viele Dinge, z.B. für die Gentechnik, den Einsatz von Pflanzenschutzmittel, für Kernkraftwerke und und und....
Ich kann mich noch an eine Begebenheit erinnern, die sich 1975 ereignete. Ich musste einen Freund zu einem Arzt nach Porto Scuso auf der Insel San Antioco bringen. Er hatte ein Problem mit dem Ohr nach einem Tauchgang.
Als wir in die kleine Arztpraxis am kleinen Fischerhafen eintraten war noch ein alter sehr kranker Mann, der wahrscheinlich an einem Lungenkrebs erkrankt war in der Praxis. Er sah sterbenskrank aus. Mit seinen wachen Augen musterte er uns. Nach einer Weile, sagte er möchte uns den Vortritt geben, er könnte warten, auf ihn würde so und so niemand mehr warten. Wir lehnten anfänglich das Angebot ab, aber nach dem er uns immer wieder gebeten hat, nahmen wir das Angebot an. Der Freund trat nachdem der vorhergehende Patient das Sprechzimmer verlassen hatte ein und verschwand für eine Weile.
In der Zwischenzeit unterhielt ich mich mit dem alten Mann. Ich erzählte von den Tauchgängen und von unserem Urlaub. Irgendwann kam wir auf seinen Gesundheitszustand. Es stellte sich heraus, dass er sein ganzes Leben in einem Asbest Werk am Rande des Orts gearbeitet hatte. Ich habe ihn natürlich wegen seines Schicksals bedauert und mit Nachdruck die Schließung des Asbest Werks gefordert.
Er sah mich ganz verwundert an und äußerte sich dann wie folgt: "Was sollen wir denn dann machen, wenn das Werk schließt. Hier gibt es nichts. Und wir brauchen Arbeit damit wir überleben können. Oder sollen wir alle auswandern? Warum wollen sie uns das Einzige wegnehmen was wir haben. Das er erkrankt ist - ist in Ordnung. Er hatte ein schönes Leben" so der alte Mann " und außerdem war er doch glücklich mit seiner Arbeit." Ich konnte nicht antworten und nach dem mein Freund das Sprechzimmer verlassen hat, verabschiedete ich mich von ihm, wünschte im viel Glück. So habe ich die Praxis schweigend und nachdenklich verlassen. Man kann leicht etwas fordern, wenn man nichts anbieten kann und keine Lösung hat.
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